Donnerstag, 23. Juli 2009

Heinrich Heine

Tolle Gedichte, die in vielen Fällen der absoluten Wahrheit und Erfahrung mancher entsprechen


Ein Weib

Sie hatten sich beide so herzlich lieb,
Spitzbübin war sie, er war ein Dieb.
Wenn er Schelmenstreiche machte,
Sie warf sich aufs Bette und lachte.
Der Tag verging in Freud und Lust,
Des Nachts lag sie an seiner Brust.
Als man ins Gefängnis ihn brachte,
Sie stand am Fenster und lachte.
Er ließ ihr sagen:
»O komm zu mir,Ich sehne mich so sehr nach dir,
Ich rufe nach dir, ich schmachte«
Sie schüttelt' das Haupt und lachte.
Um sechse des Morgens ward er gehenkt,
Um sieben ward er ins Grab gesenkt;
Sie aber schon um achte
Trank roten Wein und lachte.


Alte Rose

Eine Rosenknospe war Sie,
für die mein Herze glühte;
Doch sie wuchs,
und wunderbar
Schoss sie auf in voller Blüte.
Ward die schönste Ros' im Land,
Und ich wollt die Rose brechen,
Doch sie wusste mich pikant
Mit den Dornen fortzustechen.
Jetzt, wo sie verwelkt, zerfetzt
Und verklatscht von Wind und Regen
»Liebster Heinrich« bin ich jetzt,
Liebend kommt sie mir entgegen.
Heinrich hinten, Heinrich vorn,
Klingt es jetzt mit süßen Tönen;
Sticht mich jetzt etwa ein Dorn,
Ist es an dem Kinn der Schönen.
Allzu hart die Borsten sind,
Die des Kinnes Wärzchen zieren
Geh ins Kloster, liebes Kind,
Oder lasse dich rasieren.

Heinrich Heine (1797-1856)

2 Kommentare:

  1. Tscha, der Harry, der hat halt schon damals den Durchblick gehabt ;)

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  2. hmmm, ich kannte die noch nicht. Haben in der Schule immer nur blöde Gedichte gelernt. Kann mich zum Glück nicht mehr wirklich daran erinnern.

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